Taucht sie beim Essen auf dem Balkon, im Garten oder im Schwimmbad beim Eisessen auf, springen die Menschen meist hektisch auf und versuchen mit allen Mittel diesen scheinbar unbeliebten Gast zu verscheuchen. Dabei will sie dem Menschen überhaupt nichts Böses, sondern einfach ein paar Krumen vom Essen. Die Rede ist von der Wespe, Vespinae.
Am allerpanischsten werden Menschen, wenn eine Wespenkönigin still und heimlich im oder am Haus ein Nest aus dünnem, aber äußerst stabilen Papier gebaut hat. Es fällt am Anfang auch gar nicht groß auf und wird erst spät bemerkt durch das emsige Treiben. Dabei ist die Wespe viel besser als ihr Ruf. Natürlich ist sie nicht der beliebteste Untermieter, da sich durch die enorme Wärme und Feuchtigkeit, die ein großes Volk produziert, leicht Schimmel bildet. Außerdem sind Wespen sehr empfindlich und reizbar, wenn jemand ihrem Nest zu nahekommt.
Im Gegensatz zu der sanften Honigbiene, welche Nektar sammelnd von Blüte zu Blüte schwebt, ist die Wespe in erster Linie ein Räuber. Sie jagt andere Insekten und hält somit deren Population auf ein gesundes Maß. Aber auch eine leckere Bratwurst oder ein süßes Stück Kuchen wird die Wespe nicht verschmähen. Interessant zu wissen ist, dass Wespen Fleisch bzw. Insekten nicht für den Eigenbedarf erbeuten, sondern ausschließlich für die Larven im Nest von Mai bis September. Erst wenn die Königin stirbt, meist Ende September bis Oktober, bevorzugen die Arbeiterinnen süße Lebensmittel wie Obst und Kuchen. Das liegt daran, dass es nun keine Larven mehr gibt, welche ein süßes Sekret absondern.
Auf der Welt gibt es nach aktuellem Stand 74 verschiedene Wespenarten, wobei die größte Unterart, die Hornisse mit bis zu 35 mm (Königin) ist. Eine jedoch gehört nur dem Namen nach zur Familie der Wespen, die Schwebwespe. Die Schwebwespe ist in Wahrheit eine Fliege, welche ein morphologisches Mimikry anwendet, um potenzielle Feinde abzuschrecken. Die Wespe, die uns den Kuchen oder die Bratwurst abspenstig machen will, ist Vespula germanica, die Deutsche Wespe. Aber um die verschiedenen Arten unterscheiden zu können, muss man schon eine Fachfrau bzw. ein Fachmann sein.
Durch ihr räuberisches Wesen sind Wespen schneller bereit zuzustechen, denn Angriff ist die beste Verteidigung. Etwas, das man nicht in der Gegenwart von Wespen tun sollte, ist unkontrolliertes Wedeln mit den Händen oder einer Zeitung, da dies für die Wespen ein Angriff auf ihr Leben darstellt. Auch das Wegpusten der Wespen ist nicht vorteilhaft, da das Kohlendioxid von den Wespen als Alarmsignal gedeutet wird. Zu flüchten ist zwar im Prinzip keine schlechte Idee, könnte sich aber als schwierig erweisen. Eine Wespe kann über eine längere Strecke über 30 km/h schnell fliegen. Also sollte man sich einen Zufluchtsort suchen, bei dem man die Wespe aussperren kann. Wie können sich Menschen nun vor Wespen in der Natur am besten schützen? Zum einen sollte man die schon erwähnten Verhaltensweisen vermeiden und zum anderen ist es sinnvoll, Nahrungsmittel im Freien abzudecken und Reste schnellstmöglich wegzuräumen. Kindern sollte beim Essen öfters der Mund abgewischt werden, damit sie nicht direkt angeflogen werden. Ein weiterer Tipp, um sich Wespen vom Leib zu halten, ist, auf Cremes mit Duftstoffen, Deos und Parfüms zu verzichten, da diese für Wespen sehr interessant sein können. Auch das Tragen von Kleidung in bunten Farben, kann Wespen anlocken.
Im Gegensatz zur Honigbiene kann eine Wespe mehrmals zustechen, ohne danach zu sterben, ansonsten könnte sie auch nicht erfolgreich auf die Jagd nach anderen Insekten gehen. Beim Stechen setzt die Wespe neben ihrem Gift auch einen Cocktail von Pheromonen frei, welcher andere Wespen zum Stechen animieren kann. Passiert dies in der Nähe des Nestes, kann ein ganzes Volk entfesselt werden. Dies wäre auch für Menschen, die nicht allergischen auf das Gift sind, gefährlich. Im Falle eines Wespenstichs hilft es, eine halbierte Zwiebel auf die Stelle zu pressen. Durch die ätherischen Öle und deren Verdunstungskühle können die Schmerzen des Stichs gelindert werden. Auch ein elektronischer Stichheiler kann helfen, da er das injizierte Gift zum Teil denaturiert und somit neutralisiert.
Wer aber denkt, Wespen hätten keine natürlichen Feinde, der irrt sich. Zum einen kommt der Feind aus der eigenen Familie. Die Hornisse jagt ihre kleine Schwester und mietet sich unter anderem auch gerne in ihr Nest ein. Ein weiteres Familienmitglied, welches Jagd auf sie macht, ist die Schlupfwespe, eine etwas weiter entfernte Verwandte, welche auf den ersten Blick gar nicht wie eine Wespe aussieht. Die Wespe steht auch auf dem Speiseplan der Libelle, der Gartenkreuzspinne, der Raubfliege, dem Neuntöter und dem Wespenbussard.
Hausbesitzer, die bemerkt haben, dass sie ein Wespenvolk zur Untermiete haben, sollten beachten, dass eine Entfernung eines Nestes nur unter bestimmten Gründen und nur von geschultem Fachpersonal erlaubt ist. Was viele nicht wissen, ist, dass alle Wespenarten unter Naturschutz stehen und somit ein ganzes Volk nicht einfach vernichtet werden darf, dies kann ansonsten hohe Geldbußen nach sich ziehen. Am besten lässt man sich von einer Fachfrau bzw. einem Fachmann beraten. Diese können mit der richtigen Ausrüstung das Nest im Ganzen entfernen und das Volk umsiedeln. Wenn man sich jedoch entscheidet, das Wespenvolk an Ort und Stelle zu belassen, hat das auch Vorteile. Die Wespenzeit endet meist Ende August/September und Wespenköniginnen brüten niemals am gleichen Ort oder nutzen das Nest eines anderen Volkes. Es gibt sogar Wespennestattrappen, die man sich an die Hauswand hängen kann, um eine Wespenkönigin daran zu hindern, sich häuslich niederzulassen.
Auch wenn Wespen nicht die beliebtesten Insekten im Garten sind, haben sie dennoch einen Nutzen. Mit den richtigen Verhaltensregeln ist ein friedliches Miteinander im Sommer durchaus möglich.
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