Das Mikrobiom des Darmes ist ein komplexes System aus Bakterien, Einzellern, Pilzen / Hefen und Algen, die symbiontisch die enterale Oberfläche besiedeln und entscheidend zu unserem körperlichen Wohlbefinden beitragen. Auf der gesamten Darminnenauskleidung tummeln sich bei einer 70 kg schweren Person zwischen 35 und 55 Billionen Mikroorganismen, die unter anderem bei der Verdauung von Nahrungsmitteln helfen, Nährstoffe aufnehmen und das Immunsystem unterstützen.
Die Darmflora ist aber nicht das einzige Biom des Säugetieres, wir besitzen beispielsweise auch ein Biom des Nasalepithels, des Urothels oder des Mucocutanepithels. Wir alle kennen zudem den Begriff der Hautbarriere, welcher das Dermalbiom bezeichnet. Mit einem Anteil von 75 % bildet das Mikrobiom des Darmes allerdings bei Weitem das größte Biom des Säugetierorganismus.
Die verschiedenen Anteile des Darmbioms werden als sogenannte Kommensalen bezeichnet, was so viel bedeutet wie ´die mit am Tisch Sitzenden`. Wir stehen mit diesen ´Mitessern` in einer Art symbiontischer Stoffwechsel-Beziehung, denn die enterale Mikroflora erzeugt unter anderem Essigsäure. Diese nutzt der Säugetierkörper im Zitronensäure-Zyklus, um ATP-Energie herzustellen. Bis zu 10 % des gesamten Erhaltungsstoffwechsels werden so durch das Biom gestellt.
Weiterhin produziert die Flora Mediatoren, die unter anderem einen Einfluss auf die DNA-Gesundheit haben. Darüber hinaus kommt dem Darmbiom eine entscheidende Rolle bei der Synthese verschiedener Vitamine und Nährstoffe zu, neben seiner allseits bekannten Aufgabe der Verdauung.
Eine ebenfalls bedeutende Rolle kommt dem Mikrobiom des Darms als Teil der mechanischen Immunantwort zu. Im Gut Assoziierten Lymphatischen Tissue (Gewebe) beherbergt der Darm T- und B-Lymphozyten, die stärkste Form der Immunabwehr. Unterstützt wird das enterale Immunsystem zudem von stationären Makrophagen, den M-Zellen, und dem Follikel Assoziierten Epithel, FAE. Neben phagozytotischen Aufgaben handelt es sich hier auch um Antigen-präsentierende Zellen, die damit die Lymphozyten anlocken.
Welche immense Bedeutung eine gesunde Darmflora für unsere psychische und physische Gesundheit hat, merken wir schnell, wenn das Gleichgewicht der Flora gestört wird, beispielsweise durch die Einnahme von Antibiotika. Dann plagen uns Bauchschmerzen, Blähungen und / oder Durchfälle und wir fühlen uns müde und erschöpft. Auch Hautprobleme wie Akne oder Neurodermitis können ihre Ursache in einem gestörten Darmhaushalt haben. Und selbst eine gesteigerte Infektanfälligkeit kann im Darmtrakt ihren Beginn nehmen.
Deshalb ist es wichtig, das Darmbiom gesund zu halten, oder im Bedarfsfall wirksam zu unterstützen. Dies gelingt am besten mit Prebiotika. Sie dienen der noch vorhandenen Mikroflora als Nährstoffe und fehlende Mikroorganismen können durch regenerative Prozesse wieder aufgebaut werden. Eher zurückhaltend sollte man dagegen mit Probiotika umgehen, denn diese enthalten probiotische Kulturen, die zwar auch für eine gesunde Darmflora sorgen können, jedoch handelt es sich dabei um körperfremde Lebewesen, welche möglicherweise sogar für noch mehr Ärger sorgen können.
Alles über den Aufbau und die Funktion des Bioms und darüber, wie wir die „Flora“ gesunderhalten können,
erfahren Sie in unserem Seminar Infektiologie BIOM – Gesundheit der „Flora“.
Wenn Ihr Fokus auf dem Gebiet des Gastrointestinaltraktes liegt, dann interessieren Sie sich gerne für unsere Seminarreihe APP: Anatomie – Physiologie – Pathologie Verdauungsorgane und erlernen Sie alle Einzelheiten zum Thema Verdauung und zu möglichen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes.




Schreiben Sie einen Kommentar
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.