… denn sie fühlen wie wir

Eine wilde Herde Mustangs, die über die weiten Grasflächen Nordamerikas zieht, der Innbegriff von Anmut und Freiheit. Auch wenn das Leben in der Wildnis den Pferden einiges abverlangt, so steht dieses Bild doch für die Lebensbedingungen, für die Equiden seit tausenden von Jahren gemacht sind und für das, worauf ihr ganzer Körper und ihr Organismus ausgerichtet ist. Doch wie viel bleibt davon übrig, wenn wir auf die Haltung der domestizierten Pferde von heute blicken? Können wir ihnen ihre Stall- und Weideumgebung so gestalten, dass es auch nur annähernd ihrem natürlichen Lebensraum entspricht? Oder anders gefragt, warum missachtet man mancherorts die Bedürfnisse des Pferdes dermaßen, dass es kaum noch mit dem Tierschutz vereinbar ist?

Nicht selten kommt es vor, dass teure Turnierpferde ihren Alltag, fernab des Sportparcours, in Einzelhaft in einer vergitterten Box fristen müssen, ohne die Möglichkeit auf täglichen Weidegang, und das Pflegen von sozialen Kontakten. Doch auch so manchem Freizeitpferd ergeht es nicht besser. Um sich das lästige Putzen vor dem Ausritt zu ersparen, verbleibt das Pferd eben in seinen vier Wänden, damit man möglichst wenig Zeit verliert, bevor es über Stock und Stein geht. Wie das Pferd sich wohl dabei fühlen mag, scheint kaum jemanden zu kümmern.

So manchem Klein- und Heimtier ergeht es ähnlich. Schnell ist der kleine Welpe, das süße Katzenkitten, oder das niedliche Zwergkaninchen für den Sprössling angeschafft. Was braucht es schon groß, die Ansprüche des kleinen Fellknäuels dürften ja nicht so hoch sein. Häufig wird völlig außer Acht gelassen, dass Tiere, genauso wie wir Menschen, unterschiedliche Bedürfnisse haben. Neben ausreichend Platz brauchen viele von ihnen den Kontakt zu Artgenossen. Sie wollen spielen, kuscheln, Sozialkontakte pflegen – jedoch mit ihresgleichen. Sie wollen sich ausreichend bewegen können, möglicherweise Tunnel graben, klettern, nagen, die Welt erkunden. Kurzum, sie wollen das tun, was die Natur für sie vorgesehen hat. Die Realität ist häufig eine andere. Kaninchen fristen ihr Dasein alleine in kleinen Käfigen, dem Meerschweinchen ergeht es ebenso. Der Hamster ist zwar recht zufrieden mit einem eigenen Reich, ist er doch ein Einzelgänger, jedoch ist auch für ihn die Welt nach wenigen Zentimetern zu Ende. Und wenn für ihn eigentlich Schlafenszeit wäre, dann hat das Kind, dessen Geschenk er war, andere Pläne mit ihm und wirbelt seinen natürlichen Rhythmus ordentlich durcheinander.

Auch Hund und Katze treffen nicht immer auf optimale Bedingungen, wenn sie ein neues Zuhause beziehen. Tatsächlich ist es so, dass vor der Anschaffung eines Hundes reiflich überlegt werden muss, welche Rasse man sich ins Haus holt und ob man deren Bedürfnissen gerecht werden kann. Egal ob Jagd-, Hüte- oder Schutzhund, ob klein oder groß, entscheidend ist, ob das Tier sich so entfalten kann, wie es seiner Natur entspricht. Kann der Mensch dies nicht gewährleisten, sind Probleme vorprogrammiert. Ein wenig gelassener mag da die Katze erscheinen, jedoch treffen wir auch hier auf sehr unterschiedliche Charaktere. EinzelgängerIn oder nicht, StubentigerIn oder FreigängernIn, es ist alle möglich und sollte Beachtung finden. Es lohnt hier immer, das Wesen der Samtpfoten zu erkunden und darauf einzugehen.

Letztendlich dürfen wir eines nicht vergessen: Tiere haben, genauso wie wir Menschen, eine Seele, sie empfinden Schmerz, Hunger, Traurigkeit, Angst, ähnlich wie wir. Und früher oder später werden sich seelische Prozesse in Verhaltensauffälligkeiten äußern. Es bilden sich Stereotypien aus, es kann aggressives Verhalten auftreten, bis hin zur Selbstverstümmelung. Ist es erst einmal so weit gekommen, haben sich bereits tiefe Narben in die Seele gebrannt, die bleiben.

Verantwortung für ein anderes Geschöpf zu übernehmen, bedeutet auch, sich im Vorfeld zu fragen, ob man dem Tier all das bieten kann, was es für ein glückliches und artgerechtes Leben braucht. Und selbst, wenn man glaubt, alles Menschenmögliche getan zu haben, lohnt es, das eigene Denken immer wieder zu hinterfragen. Denn häufig projizieren wir unsere menschlichen Vorlieben auf unsere Haustiere, diese decken sich aber meist nicht mit denen, unserer Vierbeiner. Meist lässt auch ein Blick in die Augen eines Tieres den Gemütszustand erahnen. Tiere, die sich schon aufgegeben haben, die keine Freude und Hoffnung mehr haben, starren mit leeren Augen vor sich hin, sie sind sehr ruhig und zurückgezogen, wollen unsichtbar sein. So weit darf und sollte es niemals kommen.

Für ein glückliches und entspanntes Miteinander: informieren wir uns vor der Anschaffung eines Haustieres, entscheiden wir mit Bedacht, treffen wir die nötigen Vorkehrungen und reflektieren wir immer wieder den Ist-Zustand aus Sicht des Tieres, dann steht einem freudvollen Miteinander nichts mehr im Wege.

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