Die Equine Rezidivierende Uveitis gehört unter PferdebesitzerInnen zu den gefürchtetsten Erkrankungen des Sehapparates der Equiden, da sie in weiten Teilen mit dem Verlust des Augapfels und damit des Sehsinnes des betroffenen Auges, einhergehen kann.
Wie kommt es zu dieser Erkrankung und gibt es womöglich Früherkennungszeichen?
Auslöser für die „Mondblindheit“ sind Schraubenbakterien, sogenannte Leptospiren, die beim Pferd ausschließlich mit den Arten Leptospira icterohaemorrhagiae und Leptospira grippotyphosa vorkommen. Diese Bakterienspezies siedeln sich in stehenden Gewässern an, in die sie durch Mäuse- und Rattenurin überführt werden und gelangen über die Wasseraufnahme des Pferdes in den Pferdeorganismus. Im Darm angekommen, bohren sich die Leptospiren sofort durch die Darmwand und verursachen damit ein abdominales Schmerzsymptom (Kolik). Von dort wandern die Bakterien in die Leber des Pferdes ein, in der sie sich circa 14 Tage lang aufhalten. Dies kann zu subklinischen Symptomen wie leichtem Fieber, ikterisch verfärbten Schleimhäuten und einer Neutrophilie mit Linksverschiebung im Blutbild führen. Wir haben es demnach mit einer Leberentzündung zu tun, die durch Leptospira hervorgerufen wird.
Natürlich wird das Immunsystem des Pferdes nicht tatenlos zusehen, wie sich Leptospira immer weiter ausbreitet und schreitet zur Tat. Dazu muss man wissen, dass wir es beim pferdeeigenen Immunsystem mit einem vielfach stärkeren Abwehrtrupp zu tun haben als bei anderen Säugetieren. Und weil sich Leptospiren nicht einfach so geschlagen geben, flüchten sie vor dem Beseitigungskommando, und zwar in den Glaskörper des Pferdeauges, wohlwissend, dass die peripheren Immunzellen zu groß sind, um die Blut-Hirn-Schranke zu überqueren. Doch auch im Auge selbst findet sich ein eigenes Immunsystem, das sogenannte UALT, Uvea Associated Lymphoid Tissue, und dieses fährt einen geradezu vernichtenden Schlachtplan auf. Es fängt an, mit den stärksten Kriegern – T- und B-Lymphozyten – gegen das körpereigene Gewebe, und damit gegen den Augapfel „zu feuern“. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb die Erkrankung unter einem weiteren Namen bekannt ist, die Periodische Augenentzündung, denn T- und B-Lymphozyten benötigen gewissermaßen eine Vorbereitungszeit. Diese beträgt circa 4 bis 6 Wochen. So wird sich die Symptomlage von Schub zu Schub verschlimmern. Angefangen bei einer „einfachen“ Abwehr-Trias im ersten Schub, über ein Equines Corneales Ödem im nächsten Schub, bis hin zu Fibrin-bedingten Ab- und Einlagerungen im Glaskörper.
Äußerlich betrachtet erscheint der Augapfel milchig-trüb, betroffene PferdepatientInnen erscheinen häufig apathisch und schmerzgeplagt. Schulmedizinisch ist heutzutage die Glaskörperentfernung, Vitrectomie, meist das Mittel der Wahl, um die immunologisch bedingte Eskalation zu stoppen. Dabei wird der Glaskörper gewissermaßen ausgesaugt und im Gegenzug eine Ersatzlösung injiziert. Ein Verfahren, das kaum länger als ca. 7 Minuten dauert und das Geschehen zur Ruhe bringt.
Damit es nicht erst so weit kommt, sollte man, soweit möglich, einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und beispielsweise die Pferdeumgebung möglichst frei von Schadnagern halten. Es empfiehlt sich zudem, Pferde weitestgehend von stehenden Gewässern, wie auch Wasserpfützen fernzuhalten. Ansonsten kann eventuell auch das aufmerksame Beobachten des eigenen Pferdes Schlimmeres verhindern. Man sollte bei auffälliger Gelbverfärbung der Schleimhäute, in Kombination mit einer möglicherweise erhöhten Körpertemperatur, sowie apathischem oder / und kolikähnlichem Verhalten eine Leptospiren-Infektion im Hinterkopf haben. Ein Blutbild kann gegebenenfalls die Diagnose sichern. Eine rechtzeitig verabreichte Antibiose, solange sich die Leptospiren noch in der Leber aufhalten, kann die Bakterien wirksam beseitigen. Sind die Bakterien dagegen erst einmal im Auge angelangt, ist dies nur noch mit Medikamenten möglich, die schwerste Nebenwirkungen nach sich ziehen.
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