Die Signaturenlehre ist eine alte medizinische Theorie, die besagt, dass Pflanzen aufgrund ihrer Form, Farbe oder anderer Eigenschaften mit bestimmten Organen oder Körperteilen in Verbindung stehen und diese positiv beeinflussen können.
Diese Theorie sagt somit aus, dass es eine Verbindung zwischen äußeren Merkmalen und inneren Eigenschaften gibt.
In der traditionellen Medizin wird entsprechend angenommen, dass die Form einer Pflanze Rückschlüsse auf ihre Heilwirkung ziehen lässt.
Auch Struktur und Farbe einiger natürlicher Nahrungsmittel geben einen Hinweis auf ihre Wirkung auf Organe, denen sie ähneln. Sie sollen deren Funktionsfähigkeit unterstützen oder auch das Risiko bestimmter Erkrankungen vermindern können.
Die Signaturenlehre wurde im Mittelalter von Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, entwickelt und hat bis heute Einfluss auf verschiedene Bereiche wie die Kräuterheilkunde oder die Homöopathie.
Einer der größten Verfechter dieser Lehre war der italienische Philosoph Giambattista della Porta, der von 1535-1615 lebte. Er beschäftigte sich mit den Pflanzenbeschreibungen und der Zuordnung des jeweiligen pflanzeneigenen medizinischen Wertes.
Grundlage war in diesem Zusammenhang die Überzeugung, dass die Erscheinung einer Pflanze, ihre Farbe, ihr Geruch und ihr Standort Aussage darüber fällen würden, welche Krankheit mit ihrer Hilfe zu heilen sei.
Ein Beispiel hierfür war das Schöllkraut. In seinen Stängeln enthält es einen rotbraunen ätzenden Saft, der farblich auf die Galle hindeuten könnte und daher bei Beschwerden der Galle, wie z.B. Koliken zum Einsatz kam. Tatsächlich ist eine krampflösende Wirkung des Schöllkrauts auf die Gallenwege mittlerweile wissenschaftlich erwiesen.
Die Signaturenlehre ließ sich aber aufgrund zu vieler Ausnahmen nicht aufrechthalten.
Insgesamt dauerte ihre Regentschaft nur 100 Jahre. Es war der Botaniker Carl von Linné (1707-1778), der den Methoden der Signaturenlehre durch sein System der Pflanzenklassifizierung entgegensteuerte.
Tatsächlich gibt es in der modernen, auf Studien basierenden Medizin, keinerlei wissenschaftlichen Beweis für die Richtigkeit der Theorie.
Dass aber dennoch, sowohl in der Pflanzenwelt als auch bei natürlichen Lebensmitteln genügend Beispiele existieren, in denen tatsächlich Pflanzenteile oder Gemüseformen etc. an menschliche Körperteile erinnern, für die deren Inhaltsstoffe erwiesenermaßen auch nützlich sind, steht außer Frage.
So beinhalten die den Gehirnstrukturen ähnelnden Walnüsse zum Beispiel große Mengen an Omega-3-Fettsäuren, welche die Leistungsfähigkeit des Gehirns enorm unterstützen und durch ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften vor Gedächtnisschwierigkeiten schützen bzw. geistige Verschlechterungen verlangsamen oder gar bremsen können.
Eine durchgeschnittene Tomate wiederum ähnelt der Struktur des Herzinnenraumes. Das in ihr enthaltene Lycopin sorgt als Antioxidans für die Hemmung von Ablagerungen schädlicher Stoffe in den Adern und kann dementsprechend das Risiko für Herzerkrankungen reduzieren.
Auch die Ähnlichkeit des Durchschnitts einer Grapefruit mit dem Aufbau der weiblichen Brust ist eventuell kein Zufall. Die Frucht enthält neben Vitamin C und Bitterstoffen sogenannte Limonoide, welche wissenschaftlichen Studien zufolge Brustkrebs präventiv entgegenwirken können.
Die sowohl im Stangensellerie als auch im menschlichen Knochen enthaltenen Inhaltsstoffe Natrium und Silizium und die zusätzliche ähnliche Phänotypie, lassen wiederum auf Wirksamkeiten des Selleries im Zusammenhang mit Knochenpathologien vermuten.
Tatsächlich hat eine Studie ergeben, dass das ebenfalls im Sellerie enthaltene Apigenin bei täglichem Verzehr die Heilung von Knochendefekten beschleunigen kann.
In der Signaturenlehre der Pflanzenwelt wurde zum Beispiel der Braunwurz aufgrund seiner knötchenförmigen Verdickungen der Wurzeln bei (Lymph)Drüsenschwellungen benutzt. Auch heute ist der Braunwurz in Präparaten zur Förderung des Lymphsystems enthalten.
Ob man den Ansätzen der Signaturenlehre Glauben schenken möchte oder nicht. Fest steht, dass der Einfluss der natürlichen Pflanzen und Nahrungsmittel auf unseren menschlichen (und auch tierischen) Organismus auch Phänotyp-unabhängig nicht von der Hand zu weisen ist und deren wissenschaftlich überprüften Inhaltsstoffe letztlich die allgemeine Grundlage für einen Großteil pharmazeutischer Präparate darstellen.
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